Nach dem Insolvenzverfahren 2013 und dem damit verbundenen Abstieg in die Oberliga Niederrhein dauerte es drei Jahre, bis der Wuppertaler SV in die Regionalliga West zurückkehrte. 2016/17 ging es im Auftaktspiel gegen die Spitzenmannschaft Viktoria Köln. Es folgten mehr als 90 berauschende Minuten vor 5.705 begeisterten Fans im Stadion am Zoo. Weisse noch?
Am 29. Juli 2016 war es endlich wieder so weit – Regionalliga-Fußball am Stadion am Zoo. Es war der erste Spieltag der neuen Saison, ein Freitagabend, Eröffnungsspiel. Der Gegner hätte nicht schwieriger sein können, Viktoria Köln gab sich die Ehre.
Die Viktoria war der absolute Top-Favorit der Regionalliga West, eine Rolle, der die Mannschaft von Trainer Marco Antwerpen mit der Meisterschaft auch gerecht werden sollte. Erst in den Aufstiegsspielen scheiterte man maximal unglücklich dank der Auswärtstorregelung an Carl Zeiss Jena.
An dem Abend – es sollte auch mein erster Besuch im Stadion am Zoo sein – tat das der Euphorie keinen Abbruch. Drei Jahre mussten die Menschen in Wuppertal warten, endlich war es so weit.
Auftakt zum Vergessen - Wickl patzt
Und es ging los, wie es losgehen musste. Freistoß für die Viktoria aus halblinker Position, Mike Wunderlich schießt den Ball auf die kurze Ecke – und Sebastian Wickl half tatkräftig mit. 0:1 bereits in der 4. Minute. Doch wer dachte, dass dieser Abend für die Gäste zum Selbstläufer werden sollte, sah sich getäuscht.
Bis zur Pause passierte nicht mehr viel, mit einem Tor Rückstand ging es in die Pause. Doch danach sollte es in Wuppertal wirklich rundgehen, die Spieler bescherten den Zuschauern eine Halbzeit, die in Erinnerung bleiben sollte.
Bereits in der 49. Minute explodierte das Stadion zum ersten Mal. Ercan Aydogmus, der in dem Spiel noch eine zentrale Rolle spielen sollte, scheiterte nach einer Hereingabe von rechts an Torhüter Nico Pellatz, den Abpraller aber versenkte Kevin Hagemann zum 1:1!
Das Spiel wird gedreht – und dreht sich erneut
Die Viktoria war geschockt, der WSV blieb dran. Nach einem Ballverlust ging es schnell, Aydogmus bekam den Ball in den Lauf gespielt – und dieses Mal blieb der Angreifer vor Pellatz cool - 2:1 in der 53. Minute.
Doch auch dies brachte alles andere als die Vorentscheidung. Köln wehrte sich und kam durch Fatih Candan zum 2:2-Ausgleichstreffer (58.). Nicht das Ende dieser turbulenten Phase, denn nur sieben Minuten später zeigte Schiedsrichter Sven Waschitzki-Günther auf den Punkt. Davor hatte der WSV sogar nochmals Glück, da der eingewechselte Kevin Holzweiler nur den Pfosten traf.
Dann aber gab es Handelfmeter gegen die Wuppertaler – Niklas Heidemann bekam den Ball aus kurzer Distanz an den angelegten Arm. Mike Wunderlich ließ sich die Chance nicht entgehen und drehte das Spiel erneut. Nach vier Toren in 16 Minuten stand es also 3:2 für die Gäste.
Ausgleich statt Sauerstoffzelt für Aydogmus
Die Wuppertaler warfen alles nach vorn und erarbeitete sich auch einige Chancen, allerdings kaum Hochkaräter. Ercan Aydogmus wirkte ab der 70. Minute so, als würde er nach jedem Sprint ein Sauerstoffzelt benötigen – und wurde am Ende doch der große Held.
Einen Chipball des heutigen Sportlichen Leiters Gaetano Manno erlief Aydogmus mit (wahrscheinlich) allerletzter Kraft, profitierte davon, dass die Innenverteidigung um Markus Brzenska und Daniel Reiche ebenfalls keine Geschwindigkeitsrekorde aufstellte und schoss ihn am zögerlich herauskommenden Pellatz vorbei in die Maschen. Das 3:3 in der zweiten Minute der Nachspielzeit, das Stadion ein einziges Tollhaus!
Es sollte der Auftakt zu einer durchwachsenen Regionalliga-Saison werden, die der WSV auf dem 11. Rang beendet und weder mit dem Auf- noch mit dem Abstieg etwas zu tun hatte. Das Kommen zum Eröffnungsspiel hat aber keiner der Zuschauer bereut – inklusive meiner Wenigkeit. Ein dramatisches 3:3 im Auftaktspiel gegen Viktoria Köln. Weisse noch?